Martina fliegt erneut nach Hawaii

Martina Schwind startete beim Ironman in Barcelona und qualifiziert sich dabei als 2. in ihrer Altersklasse in einem spannenden Rennen für die Ironman WM 2025. Am Ende reichten ihr 16 Sekunden Vorsprung auf Platz 3, um ihren Traum von Hawaii erneut zu erfüllen.

Herzlichen Glückwunsch zu dieser tollen Leistung!

Martinas Erlebnisbericht:

„Im Januar 2024 habe ich mich beim Ironman Calella-Barcelona angemeldet. Da ich in die nächste Altersklasse gekommen bin, hatte ich schon die Idee im Hinterkopf, mich vielleicht noch einmal für die WC in Kona/Hawaii qualifizieren zu können.

Das erste Schwimmen im Meer vor Ort in der Rennwoche war anspruchsvoll: auf dem Hinweg ist man kaum vorwärtsgekommen, dafür lief es auf dem Rückweg wie von selbst. Die Sicht im Meer war schlecht bis gar nicht vorhanden. Kurz vor dem Ausstieg habe ich dann vermutlich Bekanntschaft mit einer Qualle gemacht, auf jeden Fall habe ich mir den Arm zwischen Neopren und Uhr verbrannt. Auch die erste Radausfahrt war auf dem Hinweg von Gegen- und Seitenwind geprägt, so dass ich nicht gewagt habe, mich auf den Auflieger zu legen. Erst auf dem Rückweg bin ich mit Auflieger gefahren und es ging dann wie im Flug wieder zurück.

Am Renntag hatten wir optimale Verhältnisse: das Meer war ruhig und auch sonst war kein Wind zu spüren. Die Temperaturen waren angenehm. Beim Schwimmen hatten wir gute Sicht, auf der Hinstrecke habe ich in etwas Entfernung ein paar kleine Quallen gesehen. Erst habe ich die Masse gemieden, dann konnte ich einen Teil der Strecke Füßen folgen, die ich aber nach der 2. Wende verloren habe. Das schwarze Tor am Ausstieg war nicht so gut zu sehen, aber schließlich bin ich wieder gut am Strand angekommen und bemühte mich schnell durch die Wechselzone zu kommen.

Nach 3 km auf dem Rad durch Calella durfte man sich endlich auf der Hauptstraße auf den Auflieger legen. Ich hatte mich auf das Auflieger fahren gefreut und habe es größtenteils wirklich genossen. Auf dem Rückweg hatte ich an einer Verpflegungsstelle eine kritische Situation, weil ein Athlet vor mir schräg rüber an die Verpflegungsstelle herangefahren ist und angehalten hat. Aber ich bin noch gut daran vorbeigekommen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt habe ich dann gemerkt, dass es doch keine Touristik ist. Kurz vor dem Ende der ersten Runde dachte ich bei mir, dass mir heute 90 km eigentlich auch reichen würden. Am Ende der 1. Runde stand meine Freundin Martina Lang und hat mir zugerufen, dass ich 4. bin und als 1. auf dem Rad saß. Ich war neugierig auf meine Schwimmzeit. Da sie mir diese nicht zugerufen hatte, dachte ich, dass diese bestimmt nicht so gut war.Dennoch, die Information hat mich motiviert und gepusht, so dass ich engagiert in die 2. Runde gefahren bin. Da ich die grünen Markierungen am Boden nun besser einschätzen konnte, bin ich mutiger gefahren. Bei km 140-145 – also wieder auf dem Rückweg – ist dann ein Radfahrer vor mir gestürzt, es war an dieser Stelle eng und vermutlich 10 Athleten dazwischen. Wir sind alle langsamer gefahren, er ist gleich wieder aufgestanden und wollte weiterfahren. Zusätzlich war ein Volunteer vor Ort und hat nach ihm geschaut. Ca. 20 km vor dem Ende der Radstrecke war ich des Auflieger-Fahrens müde und dachte mir, so ein paar Wellen auf und ab sind doch irgendwie abwechslungsreicher. Ich hatte die Zeit nicht wirklich im Blick, hatte dann aber geschätzt, dass ich eine Radzeit um die 6 h haben könnte. Da das Radfahren nach wir vor meine schwächste Disziplin ist, dachte ich so bei mir, dass ich vielleicht nach der 2. Runde jetzt nur noch 8. oder gar aus den Top 10 auf Platz 12 zurückgefallen bin. Als ich vom Rad abgestiegen bin, haben sich meine Beine (überraschend) super angefühlt. Ich konnte mein Glück kaum glauben und bin mit meinem Rad mit „sorry-sorry“ in Schlangenlinien an vorderen Athleten vorbei- und durch die Wechselzone gelaufen.

Das Laufen fühlte sich toll an und die ersten km sind wirklich an mir vorbeigeflogen. Als Martina mir dann noch zugerufen hat, dass ich immer noch auf Platz 4 bin, war das für mich schon ein erster Triumph: ich bin beim Radfahren nicht noch weiter zurückgefallen. Bis km 18 ging es mir gut. Martina hatte mir irgendwann gesagt, dass ich noch 10 Min. auf die dritte hatte und schneller als alle vor mir laufen würde. Zwischen km 18 und 25 war es mental hart, da ich dieses Mal vorher nur 18 km am Stück gelaufen bin und ich daher nicht so überzeugt war, wie gut ich wirklich damit durchkomme. Irgendwann rief mir Martina zu, dass ich 3. bin, was deutlich früher kam, als ich das erwartet hatte. Und kurz danach auch noch, dass ich es kaum glauben würde, aber jetzt 2. bin. Außerdem sagte sie mir, dass ich entspannt weiterlaufen könne, die würden nicht mehr kommen. Dann sagte sie mir irgendwann, dass von hinten die Nr. 5 zügig laufen würde und noch 10 Minuten auf mich hätte. Die Minuten schrumpften und sie sagte mir, dass es wichtig ist, dass ich weiterlaufe und durchziehe. Ich dachte kurz „3. Platz ist ja auch schon gut“… aber kurz danach „Nein – wenn ich jetzt schon mal 2. bin, möchte ich auch 2. bleiben. An der letzten Verpflegung (bei knapp 41 km) habe ich dann nur noch eine Cola genommen und bin weiter Richtung Ziel gelaufen. Als ich auf dem roten Teppich angekommen bin, habe ich auf der Anzeige gelesen 11:53 Martina Schwind. Ich konnte meinen Augen kaum glauben und habe mich gefragt, bin das ich? An ein Zielfoto habe ich in diesem Moment dann nicht mehr gedacht.

Im Ziel habe ich nur noch eine Wärmedecke genommen und einen Stuhl gesucht, um meine Beine zu entlasten. Es haben mich in Anbetracht der Zeit mehrfach die Tränen übermannt. Ich habe unterwegs vielleicht mal kurz daran gedacht, dass es eine Zeit um 12:30 werden könnte. Dass ich eine solche Zeit schaffen könnte, habe ich nicht zu träumen gewagt. Dass meine Familie und Freunde dann noch 17 Minuten gezittert haben, ob ich auch am Ende noch auf Platz 2 sein würde, habe ich nicht mehr mitbekommen.

Am nächsten Tag durfte ich dann zum ersten Mal bei einem Ironman-Rennen aufs Podium und habe als 2. Platzierte dann auch einen der beiden Slots meiner Altersklasse für Kona/Hawaii 2025 erhalten.

Ich möchte mich bei allen bedanken, die mich jemals begleitet, motiviert, inspiriert, unterstützt und auch ein bisschen an mich geglaubt haben. Dass etwas bis auf 15,35Sekunden so genau hinhaut, wie ich es geplant und mir gewünscht habe, ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht passiert. Ich bin überwältigt und unfassbar glücklich.“

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